“Friede sei mit euch!“ (Joh. 20,21)


Eine weinende Frau, zwei konkurrierende Mitarbeiter, ein Zweifler – das sind die ersten Zeugen der Auferstehung Jesu, die der Evangelist Johannes (vgl. Joh 20,1-29) namentlich nennt. Hinzu kommt noch ein eingeschüchtertes, ratloses und verwundertes Häuflein weiterer Jünger.

 Die ersten Menschen, denen Jesus nach seiner Auferstehung begegnet, sind keine großen Glaubenshelden oder sonst herausragende Menschen. Maria von Magdala haftete, zu Recht oder zu Unrecht, ein zweifelhafter Ruf an, Petrus hatte Jesus verlassen und verleugnet, Johannes kommt etwas günstiger weg, aber Thomas hat grundsätzliche Zweifel. Letztlich sind es nur zwei Dinge, die diese Menschen miteinander verbinden: Sie sind Jesus nachgefolgt und der Auferstandene hat sich ihnen gezeigt. Und das ist auch das Entscheidende: Im Lichte der Auferstehung fällt göttlicher Glanz auf die Tränen der Enttäuschung und der Trauer auf Marias Wangen, leuchtet Versöhnung und Vergebung für den Versager Petrus auf und weichen die Zweifel des Thomas einem seligen Freudestrahlen.

Was Maria, Petrus, Johannes und Thomas und die anderen verbindet, ist die belebende und frohmachende Gegenwart des Auferstandenen. Als Jesus sie grüßt: „Friede sei mit euch!“ und ihnen den Heiligen Geist schenkt, entsteht die erste christliche Gemeinde. Diese erste Gemeinde entsteht mit den Menschen, die dort in Jerusalem sind, mit einer weinenden Frau, zwei konkurrierenden Mitarbeitern, einem Zweifler und noch einigen anderen.

Jesus tritt ein unter die Menschen, die gerade da sind, er kommt zu Maria, Petrus, Johannes, Thomas

und den anderen. Jesus spricht: „Friede sei mit euch!“ So verschieden diese Menschen sein mögen, so anders ihr Lebensstil, ihre Ansichten – der Glaube an Jesus verbindet sie zu einer Gemeinde. Und dazu sendet er sie, die sich vor Unsicherheit und Angst verkrochen hatten. Sie sind berufen, sein Werk fortzu-setzen.

Jesus predigte das Reich Gottes, forderte zur Umkehr heraus und lud dazu ein, sich auf die Liebe

seines himmlischen Vaters einzulassen. Jesus nahm die Menschen in ihren Nöten ernst und berührte sie heilend und befreiend. Er setzte sich mit den Verstoßenen an einen Tisch, aß und trank mit ihnen, und ließ sie so die Nähe Gottes spüren. Wie er als Gottessohn sich erniedrigte und Mensch wurde, so sind wir berufen, unseren Mitmenschen Schwester und Bruder zu sein. Wir müssen nicht alles auf einmal tun; wir müssen eigentlich gar nichts, sondern lassen einfach die Liebe Gottes durch uns hindurch fließen zu den Menschen um uns herum. Dabei mögen wir uns unsicher oder ungenügend fühlen, aber Jesus, der Auferstandene, ist da, und sein Friede durchdringt den Nebel unserer Furcht und kommt bei anderen an, durch uns und manchmal auch trotz uns.

Friede sei mit euch und frohe Ostern!

Eure/Ihre

Rita Mick-Solle

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